Foodsharing ist eine Umwelt- und bildungspolitische Bewegung, die sich gegen den achtlosen Umgang mit Lebensmitteln und für ein nachhaltiges Ernährungssystem einsetzt. Die vom Engagement tausender Freiwilliger getragene Initiative, ist zu einer internationalen Bewegung herangewachsen.
Mittels einer foodsharing-Plattform kann jede*r vor Ort aktiv werden: Über Essenskörbe sowie hunderte öffentliche Regale und Kühlschränke, können eigene überschüssige Lebensmittel an andere weitergegeben werden. Aber auch von kooperierenden Betrieben werden Lebensmittel abgeholt und verteilt.
In offenen, überregionalen Arbeitsgruppen können sich Menschen an politischer und Bildungsarbeit beteiligen. Du kannst aber auch eigene Projektideen starten und gemeinsam mit anderen umsetzen. Langfristig verfolgt foodsharing das Ziel, die Verschwendung von genießbaren Lebensmitteln zu beenden und sich, zusammen mit anderen Initiativen, für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen.
Interview mit Elena von foodsharing
Was ist Eure Vision? Und was hat Euch dazu bewegt, das Projekt anzustoßen?
Wir träumen von einer Welt, in der das lokale sowie globale Ernährungssystem alle Menschen auf dieser Welt satt und zufrieden macht. In der die meisten Lebensmittel aus lokalem Anbau stammen, und ein kleinerer Teil des Ernährungssystem über einen globalen Austausch stattfindet, aber unter fairen Bedingungen.
Die Grenzen unseres Planeten müssen hierbei gewahrt werden und der nachhaltige Umgang mit unseren Ressourcen sollte eine Selbstverständlichkeit sein.
Auf dem Weg zu dieser Vision, bedarf es eines dringend notwendigen und grundlegenden Umbaus unseres Ernährungssystems und Konsumverhaltens: Im Sinne einer echten Ernährungssouveränität. Denn wir wollen nicht länger in einer Welt leben, in der global agierende Agrarkonzerne bestimmen, was wir anbauen und essen. In einer Welt, die geprägt ist von exzessivem Konsum und Überfluss, Umweltzerstörung und globaler Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur.
Was hat sich dadurch für Euch persönlich oder für die Gesellschaft verändert?
Vor über zehn Jahren, am 12.12.2012, ging unsere Plattform „foodsharing.de“ online. Vorausgegangen waren ein Buch und ein Kinofilm gegen den Skandal der weltweiten Lebensmittelverschwendung, sowie erste Supermarktkooperationen.
Das Problem Lebensmittelverschwendung war damals noch neu in der Wahrnehmung in Deutschland. Es gab weder statistische Erhebungen noch wissenschaftliche Untersuchungen oder Studien dazu. Angestoßen durch die foodsharing-Initiative bewegte sich Einiges, aber klare gesetzlichen Vorgaben, Kontrollen und effektive Regelungen, um die Lebensmittelverschwendung auf systemischer Ebene einzudämmen, fehlen noch immer. Wir Engagierte bei foodsharing kämpfen also immer noch für den nötigen Wandel.
Welche Ressourcen & Faktoren waren bei der Gründung wichtig?
Wichtig waren und sind vor allem sehr viele und sehr motivierte, mitmachende Menschen, die sich stark mit der gemeinsamen Vision identifizieren. Ein Stolperstein ist und war aber auch der Umfang des Engagemnts und die damit einhergehende Belastung der Menschen, verbunden mit der Gefahr des Ehrenamts-Burnouts.
Hilfreich bei der Gründung wäre ein fundiertes politisches Wissen gewesen. Wie man beispielsweise am besten Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse nimmt. Der Bereich, bei dem wir als Organisation in den letzten 10 Jahren, gefühlt die wenigsten Erfolge erzielen konnten.
Wo seht ihr euch auf den drei NOW-Wegen?
Auf allen ein bisschen: Wir unterstützen alternative Wirtschaftskonzepte und fördern Gemeinwohl-orientierte Initiativen, wie z.B. die solidarische Landwirtschaft, Ernährungsräte und FoodCoops. Darüber hinaus versorgen wir politisch aktive Gruppierungen mit Lebensmitteln.
Foodsharing unterstützt und bildet selber Initiativen, die sich politisch engagieren und sich für grundlegende Wandel und neue demokratische Prozesse einsetzen. Wenn ihr genauueres hierzu erfahren wollt, schaut hier.
Wir bilden Räume für Empowerment und Experimentieren mit Konsensverfahren, um Entscheidungsprozesse zu demokratisieren.
Und eine bewusst sowie unbewusste Commons-Orientierung durchzieht die ganze Organisation in ihrem Gemeinschaffen.
Wie können interessierte Menschen bei euch mitmachen?
Registrieren auf foodsharing.de und sich vor allem in den vielzähligen überregionalen sowie lokalen Arbeitsgruppen einbringen. Dort könnt ihr verschiedenste Themen und Aktionsbereiche voranbringen, sowie selber ins Lebensmittelretten einsteigen!
Wo werdet Ihr Euren Ansprüchen nicht gerecht?
Es gibt zu viel gleichzeitig zu tun, für zu wenig (ehrenamtliche) Zeitressourcen. Darunter leidet manchmal eine umfassende Kommunikation, und es fehlt deshalb oft Kapazitäten für andere oder angrenzende wichtige Aktionen und Projekte.
Wie könnte der Lebensbereich, in dem Ihr Euch engagiert, in 10-20 Jahren bestenfalls
aussehen?
In unserer Zukunfts-Vision braucht es die Organisation foodsharing nicht mehr, da es Lebensmittelverschwendung gar nicht mehr gibt. Stattdessen tragen alle dafür Sorge, dass produzierte Nahrung nicht vergeudet wird, sondern in dankbaren Mägen landet. Und auf dem Weg dahin wurden Umweltzerstörung, Ausbeutung, unsere Konsumgesellschaft und damit der heute vorherrschende Kapitalismus gleich mit abgeschafft. 😉