Der Konglomerat e.V. in Dresden schafft mit dem #Rosenwerk, auf 500 m², eine offene Werkstatt für das Selbermachen, reparieren und gemeinsame Produzieren. 12 verschiedene Werkbereiche, wie eine Holzwerkstatt oder das 3D-Drucken, befähigen Interessierte zu persönlichen Handeln. Das #Rosenwerk möchte die Welt durch viele Hände ein Stück schöner, gerechter und grüner machen.
Interview mit Sebastian Hesse vom Konglomerat e.V.:
Was ist eure Vision und welche Ziele verfolgt Ihr?
Der Konglomerat e.V. ist ein Verein zur Förderung der erweiterten Selbstmachkultur. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Mittel und Möglichkeiten zur persönlichen Wunschproduktion bereitzustellen und gemeinsam an der sozialen Plastik zu schnitzen.
Unser Ziel ist es den / die Einzelne/n zum persönlichen Handeln zu befähigen und die Welt durch viele Hände ein Stück schöner, gerechter, grüner zu machen. Im Zentrum steht dabei die praktische Zusammenarbeit. Als gemeinsame Versammlungsstätte, Experimentierfläche und Produktionsbasis betreiben wir das offene Werkstattprojekt #Rosenwerk. Auf 500m² befinden sich insgesamt zwölf verschiedene Werkbereiche, von Holzbearbeitung und Siebdruck bis 3D-Drucken und Laserschneiden.
Was hat euch dazu bewegt, das Projekt anzustoßen? Was hat sich dadurch für euch
persönlich und die Gesellschaft verändert?
Den Zugriff von vielen Tools (nicht nur physische, auch soziale im Sinne von Netzwerk, Gemeinschaft oder Förderungen) für jede/n ermöglichen. Von der Nachbarschaft, Hobbybastler*innen und Familien über zivilgesellschaftliche Akteur*innen, Kunst- und Kulturschaffende, bis hin zu Unternehmen und produzierendes Gewerbe.
Was sind für euch die wichtigsten Prinzipien des Wirtschaftens ? Was wird dadurch
im positiven Sinne „anders“?
Uns verbindet das Bedürfnis nach selbstbestimmter Arbeit, die Lust am Selbermachen und das Streben nach einer kooperativen Wirtschaftsweise. Sich gegenseitig befähigen, Dinge umzusetzen und zu lernen, die vorher für den Einzelnen als nicht machbar, nicht praktikabel erschienen oder überhaupt nicht bekannt waren.
Welche „Rezepte“ für die Gründung so einer Initiative würdet Ihr gern mitgeben?
Inwieweit kann dieses Wissen mit Anderen geteilt werden?
Wir sind Teil des Verbunds offener Werkstätten, die genau so etwas fördern und unterstützen. Außerdem beraten wir und teilen Wissen und Ressourcen mit Personen, die ähnliche Ideen und Interessen haben. Insgesamt ist die Frage aber schwierig zu beantworten, da das Konzept zwar einfach mit dem bekannten Wort „Makerspace“ beschrieben werden kann, aber die Vielgestalt des Konglomerats relativ einzigartig ist. Und in der Form wohl nicht einfach ähnlich neu gegründet werden könnte. Vor allem das Durchhaltevermögen hat zu selbstständig gewachsenen Strukturen geführt, die so sicherlich nicht planbar gewesen waren, und sich auch nicht einfach als „Rezept“ abbilden lassen.
Positiv könnte gewesen sein, dass der Verein in Dresden auch in einem relativen Vakuum aufgebaut wurde. Denn es gibt nur wenig oder nur sehr spezifische Alternativen. So wurden Interessierte eben in diesem Verein aktiv. Sie konnten ihre eigenen Schubladen-Visionen in eine funktionierende, in Entstehung befindliche Struktur einbringen. Damit wurde die Komplexität der Umsetzung für sie geringer.
Was sind oder waren die größten Stolperfallen?
Ein profaner roter Faden bilden leider die instabilen Finanzen, die am Ende aufgehen, aber mitunter auch für Kopfzerbrechen sorgen. Diese Energie könnte man eigentlich für Anderes investieren.
Außerdem:
- Community-Management: Wie Alle organisieren, gerade wenn der Verein größer wird?
- Was ist alles im Ehrenamt tragbar? Prozesse dauern oft länger oder verlaufen sich.
- Wie passende und günstige Räumlichkeiten finden?
Wie kann ich mitmachen?
In jeder beliebigen Form, zu Tun gibt es genug. Der Einstieg erfolgt meist über eine der offenen Werkstätten. Das Jemand erstmal ein kleines eigenes Projekt umsetzen möchte. Oder durch den Besuch einer der vielen Veranstaltungen, Workshops etc. (Vereinskalender auf der Website). Dann entfaltet sich von dort das Interesse weiter. Eine Mitgliedschaft für den freien Zugang der Räume und guten Informationsfluss ist natürlich immer ein Plus, aber keine Voraussetzung.
Außerdem stehen die Räumlichkeiten, samt Infrastruktur, im Rosenwerk zur Einmietung für Externe zur Verfügung, beispielsweise für den Freifunk Dresden oder die Werkstattpirat*innen.
Struktur der Mitgliedschaften:
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- Einzelmitgliedschaft = Eine Person = ein Mitglied
- Jahresbeitrag sowie einen monatlichen Beitrag für die Werkstätten (Abhängig von der Nutzungsfrequenz)
- Gruppenmitgliedschaften = eine Gruppe/Initiative/Verein = ein Mitglied
- Auch Gruppen wollen das Rosenwerk nutzen; vielleicht einfach nur als Zuhause für ihre Sitzungen oder als Ort um gemeinsam zu bauen oder zu gestalten
- Diese Gruppe wird dann Mitglied, zahlt einen Jahresbeitrag und einen Zugang (55 € im Monat) und kann dann alle Räumlichkeiten nutzen
- Mehrwert: andere Vereine können für ihre Mitglieder diese Räumlichkeiten nutzen, ohne dass jeder einzelne Mitglied im Konglomerat sein muss; Wir können unsere Ressourcen somit auch mit anderen Gruppen teilen und unterstützen das DIT
- Fördermitgliedschaften
- Einzelmitgliedschaft = Eine Person = ein Mitglied
Wie stellt Ihr euch das Konglomerat und #Rosenwerk und die Wirtschaft/Gesellschaft in
10-20 Jahren vor?
Das ist eine wichtige Frage, die wir uns nach 10 Jahren Konglomerat e.V. selber gerade stellen und noch nicht richtig beantworten können, jede*r ist eingeladen an der Antwort mitzuarbeiten und neue Sichtweisen einzubringen.
Hier findest du einen Artikel zu Repair-Cafes und zum Zentrum für Austausch und Machen, dem ZAM, in Erlangen.