glitch – queerfeministischer Buchladen

glitch – queerfeministischer Buchladen

Im Sommer 2023 sollte in München, der erste feministische Buchladen Deutschlands schließen. Das wollten wir nicht akzeptieren, denn Buchhandlungen, die als Begegnungs-, Bildungs- und Schutzräume für queerfeministische Anliegen dienen, sind heutzutage wichtiger denn je.
Glitch ist kollektiv gestaltet, nachbarschaftlich verankert und gemeinwohl- statt profitorientiert. Dem Monopolisierungstrend und der “amazonifizierung” des Buchhandels bieten wir Paroli.

Unsere Vision

ist, die satte Stadt München, in der konsumfreie Orte der Begegnung rar sind, mit dem kollektiv-betriebenen queerfeministischen Buchladen glitch transformativ zu füttern.

Was wir tun

Im Herzen des gentrifizierten Univiertels, rund um Maxvorstadt/Schwabing, laden wir in einen Raum ein:

  • voller gesellschaftskritisch, queerfeministisch kuratierter Bücher
  • mit Tauschregal und Infoecke zu queeren, feministischen und kollektiven Projekten in München
  • für konsumzwangfreie Begegnung bei Kaffee, Tee und Snacks gegen Spende
  • zum Plaudern, Plenieren, co-worken, warten sowie Austausch und Anschluss finden
  • mit kostenlosen Eintritten zu Veranstaltungen/Solipreisen
  • der von einem ehrenamtlichen Kollektiv bespielt wird und zum Mitwirken einlädt
  • der nach Prinzipien der Solidarität, gegenseitiger Fürsorge und Konsensentscheidungen funktioniert
  • der auch als Nachbar*innenschaftsbuchladen fungiert
  • der sich mit dem angeschlossenen Verein glitch Bücherkollektiv e.V. als queerfeministsch aktivistischer Vernetzungs- und Aktionsort begreift

Was hat sich durch euer Tun verändert?

In München, einer Stadt, in dem kleine, selbstorganisierte Projekte aufgrund der wohnungs- und raumpolitischen Rahmenbedingungen rar sind, wurde ein historisch wichtiger Ort, nämlich der erste feministische Buchladen Deutschlands, erhalten.
Für Menschen, die dort seit vielen Jahrzehnten ein- und ausgehen sowie für Menschen, die sich nach queerfeministischer Lektüre und einem sicheren Begegnungsort sehnen, ist damit ein Raum neu belebt worden, der ihren Alltag prägt.
Durch die offene Mitmachstruktur des Kollektivs wächst Gemeinschaft, Beziehungen werden geknüpft, es wird sich ausprobiert im ehrenamtlichen Werkeln im Kollektiv und wir wachsen jeden Tag aufs Neue an unseren Herausforderungen und den Schönheiten der täglichen Begebenheiten im Laden!

Welche Ressourcen & Faktoren waren bei der Gründung wichtig?

  • eine achtsame und wohlwollende Arbeitskultur im Kollektiv (uns gibt‘s ja auch noch nicht so lang, fühlt sich also noch wie in Gründung an)
  • Vielfalt an Fähigkeiten und Anliegen im Kollektiv
  • die so fantastische lokale Vernetzung mit anderen linken Projekten in München
  • die Unterstützung durch befreundete Buchläden und gemeinwohlorientierte Unternehmungen/Kollektivbetriebe in ganz Deutschland (sänks, Leute!)
  • die fantastischen Menschen, die sich in kürzester Zeit zusammengefunden haben, um den Laden übernehmen zu können

Welche Stolpersteine und Herausforderungen gab und gibt es noch?

  • Menschen in Anwält*innen- oder Gründungsberatungspositionen zu finden, die unser Anliegen verstehen und nach unseren Bedürfnissen gut beraten können
  • Umgang mit Wachstum im Kollektiv und damit einhergehenden Veränderungsprozessen in der Organisationsstruktur
  • Bearbeitung von eigenen Hierarchien und Diskriminierungsstrukturen sowie Diversitätsanliegen innerhalb des Kollektivs

Wo seht ihr euch auf den drei NOW-NET-Wegen?

Marktkonkurrenz abbauen: dieser Weg ist eher ein Streifen am Horizont, der uns immer wieder aufschauen lässt, inwiefern wir Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft oder des gemeinschaftsbasierten Wirtschaftens auf unseren Buchladen anwenden können, um nicht dem Marktdruck des Buchhandels ausgeliefert zu sein. Wie sähe es bspw. aus, wenn es ein Mitgliedermodell mit monatlichen Beiträgen geben würden, die die Miete decken, sodass wir den Raum preisdruckfrei bespielen können?

Demokratie ausbauen: glitch lädt zum Ausprobieren von selbstorganisierter Zusammenarbeit ein und wir wachsen alle zusammen an den Aufgaben, die sich vor uns ausrollen. Wir lernen, basisdemokratisch zu gestalten. Nice ist das! Auch Bildungsformate zu queerfeministischen Themen sowie eine Plattform für Aktivismus (Raum für Plena zur Verfügung stellen; gemeinsame Aktionen planen etc.) sind Sachen, die bei uns im Laden passieren.

Commons aufbauen: Hier fragen wir uns noch – wem gehört der Laden? Und wie können wir ihn noch stärker in kollektives “Eigentum” geben?

Wie können Interessierte glich unterstützen oder mitmachen?

Werdet Fördermitglied beim glitch Bücherkollektiv e.V. und schreibt uns gern an servus@glitchbookstore.de, wenn ihr mitmachen, unterstützen, Erfahrungsaustausch möchtet!

Wo werdet ihr euren Ansprüchen nicht gerecht?

In so, so, so vielen Bereichen. Ein Beispiel: Wir wollen im Konsens entscheiden, haben es aber immer noch nicht geschafft, einen formellen Prozess auszuarbeiten. Es klappt trotzdem, ist uns aber nicht transparent genug.
Oder: Wir wollen ein Ort für die Nachbar*innenschaft sein, sind aber grad ein ziemlicher Szeneort. Jetzt flyern wir noch mal in der Straße und laden zum Nachbar*innenschafts-Kaffee-Chai’n’Kuchen ein.

Zukunftsmalerei: Wie könnte der Lebensbereich, in dem Ihr Euch engagiert, in 10-20 Jahren bestenfalls aussehen?

Bestenfalls gibt es lauter Buchläden, die ihr Sortiment kritisch auf Diversität befragen und diesbezüglich bestücken. Buchläden, die nach Prinzipien der gemeinschaftsbasierten Ökonomie sowie als Kollektivbetriebe organisiert sind und faires, solidarisches Wirtschaften und Arbeiten wieder möglich machen. Olé!

zu sehen ist die Scheibe des glitch-Buchladens in München.
Quelle: glitch