Containern oder auch Dumpster Diving (Mülltauchen) meint die Mitnahme von noch guten, aber weggeworfenen Lebensmitteln, meist aus Containern vor Supermärkten.
Die Ausgangslage:
Etliche Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr über den gesamten Globus transportiert, nur um in den Mülltonnen von Supermärkten des globalen Nordens zu landen. Insgesamt 12 Millionen Tonnen, noch genießbare Lebensmittel, landen allein in Deutschland im Müll der Supermärkte. Zu finden sind: Gemüse und Obst, aber auch Joghurt, Milch, Brot, Eier und Schokolade.
DAs System:
Die Waren, die nicht mehr gewinnbringend verkauft werden können, kommen am Ende des Tages meist nicht bei den Menschen an, die darauf angewiesen sind, sondern gehen direkt in die Tonne. Und das hat leider System – denn weggeschmissen werden nicht nur solche Produkte, die wirklich ungenießbar sind. Aussortiert wird immer dann, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) überschritten ist. Ein andere Grund ist, dass die Waren nicht mehr perfekt aussehen. Beispielsweise wird ein ganzes Netz Orangen weggeworfen, wenn nur eine Orange eine Druckstelle hat.
Gleichzeitig hungern bis zu 811 Mio. Menschen weltweit (Stand 2020, Welthungerhilfe). „Alle noch brauchbaren Lebensmittel werden an die Tafel weitergegeben“, wird daraufhin gerne argumentiert. Doch warum sind die Tonnen dann voll? Eine Möglichkeit, dem Problem (zumindest auf der Symptomebene) entgegenzuwirken ist das Containern, auch Dumpster Diving genannt. Im Folgenden wird es darum gehen, welche Vorteile das Containern mit sich bringt, was es dabei zu beachten gilt, und wie du dich auf deine erste Tour vorbereitest.
Warum Containern gehen?
Das erste und auch offensichtlichste Argument ist, dass du durch das Containern der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken kannst.
Nachdem ich das allererste Mal containern war, wurde mir aber auch erst richtig bewusst, wie viel weggeschmissen wird. Dadurch hat sich mein Bezug zu Nahrungsmitteln, die ich tagtäglich konsumiere, essenziell verändert. Ich persönlich habe dadurch erst richtig angefangen, Gemüse zu essen. Am Anfang, weil ich die Lebensmittel retten wollte. Nach einiger Zeit, weil es einfach gut schmeckt!
Ein weiterer Vorteil ist es, dass deine Lebenshaltungskosten extrem sinken können. Das hängt davon ab, wie häufig du durch die Nacht ziehst und wie ergiebig die Tonnen in deiner Umgebung sind.
Containern kann auch ein soziales Event sein, nämlich dann, wenn du mit Freund*innen oder deiner WG gemeinsam auf Container-Tour gehst und die Lebensmittel dann untereinander aufgeteilt werden. Ich verteile das Essen manchmal auch über Messenger-Gruppen an weitere Menschen. So lerne ich noch dazu immer wieder neue Leute kennen.
Was du beachten solltest
So skurril es auch klingt: das Containern ist in Deutschland offiziell verboten. Sei dir bewusst, dass potenziell Strafen auf dich zukommen können.
In den meisten Fällen passiert aber nichts! Ich habe während meiner Touren schon häufiger Supermarktangestellte getroffen. Oft sind mir Menschen freundlich und verständnisvoll begegnet, selten wurde es unfreundlich. Die Polizei haben die Menschen bei mir noch nie gerufen. Das hängt wahrscheinlich auch davon ab, wie du mit den Leuten kommunizierst. 😉
Wenn du dich aber nicht wohl damit fühlst, auf „illegalem“ Weg Lebensmittel zu beschaffen, kannst du auch im Supermarkt bei dir um die Ecke fragen, ob sie eine Kooperation mit dir eingehen wollen. Oder du machst bei der Foodsharing-Intiative mit, hier gibt es Infos.
Außerdem solltest du vor dem Verzehr überprüfen, ob die geretteten Lebensmittel noch genießbar sind. Das MHD kann hier eine Richtlinie bieten (vieles hält sich weitaus länger). Vertraue vor allem auf dein Auge, deine Nase und deinen Geschmack.
Was du brauchst:
1. Geeignete Supermärkte im Voraus heraussuchen und ggf. eine Route planen
Bei manchen Supermärkten sind die Tonnen leider nicht zugänglich. Welche Supermärkte zugängliche Tonnen haben, variiert von Fall zu Fall. Die Tonnen bei Lidl sind immer verschlossen.
Die Internetseite dumpstermap.org kann hier eine gute Hilfestellung für eine erste Orientierung sein.
2. Taschenlampe/Stirnlampe
3. Tüten, Rucksack oder andere Verstaumöglichkeiten
Was z.B. gut funktioniert, ist eine Tüte im Rucksack. So bleibt der Rucksack sauber.
4. Fortbewegungsmittel
Du hast die Wahl, ob du dich z.B. mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf den Weg machst.
5. Dann kann es losgehen
Zeitlich macht es Sinn, frühestens eine Stunde nach Ladenschluss am Container zu sein.
Viel Spaß bei deinem ersten Container-Abenteuer!