Der Verein Bodenfreiheit in Vorarlberg

Der Verein Bodenfreiheit in Vorarlberg

Ausgangslage:

Nur 1/5 der Fläche Vorarlbergs kann aufgrund der Topographie und des Klimas ganzjährig bewohnt werden. Grund und Boden sind knappe Güter mit denen sparsam umgegangen werden muss. In der Realität ist jedoch der Umgang mit Flächen nicht wirklich sparsam. Jeden Tag werden im Schnitt fast 500 qm Grünland in Bauland oder Bauerwartungsland umgewidmet, und das obwohl rund ein Drittel des bereits gewidmeten Baulandes – das entspricht einer Fläche von gut 3.600 ha – nicht bebaut ist. Die Umwidmung ist mit einem Wertzuwachs um das Vielfache verbunden und macht Boden zum Spekulationsobjekt. Außerdem ermöglicht sie die Versiegelung von immer mehr Flächen. Zusätzlich zum enormen Ausmaß von bereits gewidmetem Bauland befinden sich in Vorarlberg unzählige leerstehende oder nur teilweise genutzte Gebäude. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 liegt der Leerstand bei 8400 Wohnungen.

Der Verein Bodenfreiheit

Die Freiräume in Vorarlberg verschwinden zusehends, sie werden immer kleiner und immer weniger zugänglich. Orte des Öffentlichen und des Gemeinsamen werden zurückgedrängt und durch kommerzielle und private Räume ersetzt.

Der Verein Bodenfreiheit macht seit 2011 darauf aufmerksam, erarbeitet konkrete Vorschläge und setzt klare Zeichen für einen anderen Umgang mit Grund und Boden: Mittels Crowdfunding werden strategisch wichtige Flächen dauerhaft frei und zugänglich gehalten, indem sie angekauft oder Rechte an diesen Flächen erworben werden.

Je nach Standort und Erfordernis wird die Nutzung der erworbenen Flächen naturräumlichen, sozialen, kulturellen, raumplanerischen oder landschaftsästhetischen Aspekten angepasst. Zentral dabei ist die garantierte Freihaltung der Fläche vor Bebauung. Diese öffentlichen und unbebauten Inseln im „Meer des Privaten“ sollen Denkanstöße über die Nutzung unseres Raumes liefern und den wahren Wert dieser Flächen aufzeigen. Nicht der Gewinn Einzelner steht im Vordergrund, sondern der Nutzen für die Gesellschaft.

Mitmachen kann man, indem man Vereinsmitglied wird. Mit den Mitgliedsbeiträgen werden weitere Flächen angekauft.

Ein Foto mit Jugendlichen der Mittelschule Lochau, die ein Areal bepflanzen. Projekt des Vereins Bodenfreiheit.
Projekt Raum gestalten mit der Mittelschule Lochau

Auch hat der Verein Bodenfreiheit Dank seiner politischen Arbeit maßgeblich zu einer breiten Diskussion beigetragen: Der Umgang mit Grund und Boden ist in Vorarlberg mit zum wichtigsten Thema geworden.

Der Bürger*innenrat

So kam es dazu, dass 2017 der 9. landesweite Bürger*innenrat in Vorarlberg erstmals auf Initiative der Bevölkerung stattfand und zwar zum Thema “Umgang mit Grund und Boden in Vorarlberg”. 1400 Unterschriften hatten die Aktivist*innen dafür gesammelt und der Landesregierung übergeben.

Das Ergebnis: Boden darf kein Spekulationsgut sein. Die Entscheidungsverantwortung über den zukünftigen Umgang mit Grund und Boden soll nicht bei ein paar wenigen liegen, sondern auf Basis von partizipativ erstellten Leitbildern und somit im Sinne des Gemeinwohls (und nicht von Einzelinteressen) erfolgen. Eine zentrale Aussage: Mehr nutzen statt besitzen.

Der erste Schritt ist gemacht, der Erfolg bleibt abzuwarten …