Die Solidarische Landwirtschaft ist ein Konzept, bei dem die Lebensmittel eines Hofes nicht mehr über den Markt vertrieben werden. Stattdessen entsteht ein eigener kleiner Wirtschaftskreislauf: die Verbraucher*innen finanzieren ihren Betrieb und erhalten dafür einen Ernteanteil. Hier stellt sich dein Hof aus Radebeul vor. In dieser Solawi sind 450 Menschen solidarisch aktiv.
Ein Interview mit Julie von dein Hof:
Was ist Eure Vision und Euer Ziel?
Wir wollen durch unser Projekt eine regionale Gemüseversorgung ermöglichen, welche dreifach solidarisch ist. Die Ernteteiler*innen (Verbraucher*innen) können sich mit einem variablem monatlichen finanziellen Beitrag beteiligen. Die Angestellten in der Landwirtschaft finden einen fairen Lohn und menschenwürdige Arbeitsbedingungen vor. Und, last but definitely not least, betreiben wir eine Landwirtschaft welche den Boden und die biologische Vielfalt erhält.
Was hat sich dadurch für euch persönlich oder auch die Gesellschaft verändert?
Die Mitglieder von dein Hof kennen den Ort an dem ihr Gemüse angebaut wird und kommen regelmäßig mit ihren Familien und Freunden vorbei. Das Gemüse kommt ohne unnütze Verpackung in die Haushalte. Und es wird mit Freude auch Gemüse gegessen, welches in anderen Betrieben aussortiert wird, da es nicht “perfekt” ist.
Welche Ressourcen & Faktoren waren bei der Gründung wichtig?
Es ist gut, dass es das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft gibt, welches uns bei vielen Fragen unterstützt. Eine passende Organisationsform zu finden ist nicht einfach. Für viele Ämter sind wir schwer einzuordnen, da wir zwar ein landwirtschaftlicher Betrieb sind, aber keine Gewinnabsicht haben. Wir sind zwar ein Verein, aber reine Gemüseproduktion wird nicht als gemeinnützig anerkannt. Dadurch gibt es immer wieder Fragen, Missverständnisse und Problemchen.
Bisher konnten wir diese aber immer durch gute Kommunikation und Netzwerkarbeit lösen.
Wie können Interessierte bei euch mitmachen?
Kommt zu unseren Mitmachtagen! Die finden meist von März bis November statt.
Wo werdet ihr euren Ansprüchen nicht gerecht?
Es könnte immer noch mehr Bodenaufbau und mehr Gemeinschaftsaktionen stattfinden und eine noch größere Sortenvielfalt genutzt werden. Auch leisten unsere Angestellten in der Saison viele Überstunden, was die Landwirtschaft mit all ihren Unvorhersehbarkeiten so mit sich bringt.
Wie könnte der Bereich in dem ihr euch engagiert in 10 – 20 Jahren bestenfalls aussehen?
Es gibt viele Solawis und weitere solidarisch organisierte Produzierende in der Umgebung, die sich zu Kollektiven zusammen schließen und so eine regionale Komplettversorgung ermöglichen.
Danke und viel Erfolg für Eure Solawi!
Weitere Beiträge zum Thema:
- Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V.
- Das Ackersyndikat – Landwirtschaft solidarisch machen
- Gemeinschaftsgetragenes Wirtschaften (CSX)