Im Verein Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V. haben sich Erzeuger*innen und Verbraucher*innen zusammengeschlossen, um sich über die Idee der gemeinschaftsgetragenen Landwirtschaft in Deutschland auszutauschen und diese in der Praxis voranzubringen.
Als Dachorganisation ist der Mitgliederverein die Plattform in Deutschland, die Wissen und Kompetenzen bündelt, den Mitgliedern und der Allgemeinheit Praxisinformationen zur Verfügung stellt, Solawi-Neugründungen unterstützt und beratend begleitet. Wir stellen Räume für Vernetzung und Wissensaustausch zur Verfügung und vertreten die Solawi-Bewegung gegenüber verschiedensten Anspruchsgruppen in Deutschland
Mehrmals im Jahr finden im Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V. Tagungen statt, die für alle Interessierten offen sind. Diese werden ergänzt durch verschiedene Online-Formate und -Workshops. Den Newsletter des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft erhalten mittlerweile über 10.000 Abonnent*innen. In Gründung befindliche Solawis können vorhandenes Material und Netzwerkmedien für die eigene Öffentlichkeitsarbeit verwenden (Website, Banner, Poster, Flyer). Zudem übernehmen wir Aufgaben, die einzelne Solawis nicht leisten können, wie Regionalgruppenvernetzung, Öffentlichkeitsarbeit, Forschung und Agrarpolitik.
Was hat sich durch eure Arbeit gesellschaftlich verändert?
Die Solawi-Bewegung in Deutschland ist eine Art Fortführung der Arbeit der Bio-Pioniere. Jedoch mit dem Unterschied, dass in der Solidarischen Landwirtschaft, neben nachhaltigen Anbaumethoden, Kostenwahrheit und gelingende Beziehungen auf Augenhöhe integrale Bestandteile des Konzepts sind. Die im wettbewerbsorientierten Markt agierende Bio-Landwirtschaft ist Zwängen unterworfen, die verhindern, dass ihr Wirtschaften wirklich sozial-ökologisch und nachhaltig-transformativ wirksam kann. Im Vergleich hierzu können sich Solawis den Vereinnahmungstendenzen des marktbasierten Systems erfolgreich widersetzen. Denn die Gesamtkoordination einer Solawi erfolgt nicht durch den Preismechanismus, sondern durch soziale Mechanismen innerhalb einer Solawi-Gemeinschaft.
Die Betriebskosten eines Jahres werden sorgsam geplant, transparent gemacht und durch Kostenbeiträge der Mitglieder verbindlich vorfinanziert. Landwirtschaftliche Erzeugnisse werden in einer Solawi also nicht mehr bepreist und auf einem mehr oder weniger anonymen Markt angeboten. Stattdessen setzen sich die Verbraucher*innen und Erzeuger*innen regelmäßig an einen Tisch, bestimmen gemeinsam, was und wie produziert wird und teilen die Ernte fair untereinander auf.
Mit welchen Herausforderungen habt ihr es zu tun?
Im Angesicht exponentiellen Wachstums an Solawi-Betrieben und zunehmenden gesellschaftlichen Anforderungen an die Dachorganisation, müssen sich die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen unseres gemeinnützigen Vereins verändern, so dass der Solawi-Dachverband auch in Zukunft zentraler Knotenpunkt und Impulsgeber der Solawi-Bewegung sein kann. Wir sind zuversichtlich diese Herausforderungen gut meistern zu können.
Wo seht ihr euch auf den drei NOW-NET-Wegen
Die Solidarische Landwirtschaft kann als größte alternativ-ökonomische Bewegung in Deutschland verstanden werden. Sie stellt einen vielversprechenden Ausgangspunkt dar, mit den vom kapitalistischen System geprägten, marktbasierten Routinen zu brechen und einer zukunftsfähigen, gemeinschaftsgetragenen Wirtschaftsweise den Weg zu ebnen.
Bereits heute trägt die Idee der Solidarischen Landwirtschaft zur Entwicklung transformativer, robuster Wertschöpfungsräume bei. Sie erprobt u.a. alternative, partizipative Organisationspraktiken in der Landwirtschaft und übersetzt Konzepte für gemeinschaftliches Eigentum an Boden und Betriebsmitteln in die Praxis. Die vielfältigen Solawi-Beispiele und die stetig wachsende Dynamik innerhalb der Bewegung liefern günstige Rahmenbedingungen für einen echten Wandel in der Landwirtschaft und um den komplexen sozial-ökologischen Herausforderungen zu begegnen. Inspiriert von den alternativ-ökonomischen Ansätzen und sozialen Innovationen der Solawis, machen sich in den letzten Jahren aber auch immer mehr Unternehmen in anderen Versorgungsfeldern als der Landwirtschaft auf den Weg. Sie stellen ihr Geschäftsmodell auf die gleichen gemeinschaftsgetragenen Prinzipien um. So wird aus “CSA – Community SupportedAgriculture (engl. für Solidarische Landwirtschaft)” bereits heute: CSX – Community Supported Everything. Das X steht dann für „Everything“.
Hier ein Artikel zu CSX auf waswirtunkoennen.jetzt.
Wie können Menschen bei Euch mitmachen?
Im Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e.V. können Einzelpersonen, Solawis, Solawis i.G. und Förderer Mitglied werden.
Wo werdet ihr euren Ansprüchen nicht gerecht?
In den Fragen der eigenen Finanzierung wären wir selbst gerne ein leuchtendes Vorbild, das dem zentralen Solawi-Prinzip der Umlagefinanzierung seiner Gesamtkosten durch die Mitglieder folgt. Doch die Anforderungen an den Dachverband übersteigen die eigenen Möglichkeiten mittlerweile so stark, dass sich der Verein nicht mehr in der Lage sieht, die Vielzahl an konkreten sozial-ökologischen Transformationsprojekten aus eigener Kraft heraus zu finanzieren. Entsprechend partizipieren wir von Förderprojekten und gehen aktiv auf Fördermittelgeber*innen zu, um diese für nachhaltige Investitionen in die transformative Idee der Solidarischen Landwirtschaft zu gewinnen.
Zukunftsmalerei: Wie könnte der Lebensbereich, in dem Ihr Euch engagiert, in 10-20 Jahren bestenfalls aussehen?
Jede Solawi ist ein Reallabor. Heute existieren bereits annähernd 600 Solawi-Organisationen und Gründungsinitiativen in Deutschland, die auf ihre jeweils individuelle Art und Weise sozial gerecht, ökologisch, demokratisch undgemeinschaftsgetragen ausgerichtet sind.
Vielfältige Leuchtturm- und Pionierprojekte, sowie eine stetig weiter wachsende Dynamik innerhalb der Solawi-Bewegung liefern dabei günstige Rahmenbedingungen für einen gesellschaftlichen Wandel.
Wie sähe unsere Gesellschaft aus, wenn die Solawi- und CSX-Bewegung weiter exponentiell wachsen würde? Wenn sich die einzelnen Projekte zu resilienten Wertschöpfungsverbünden im lokalen- und regionalen Wertschöpfungsräumenzusammenschließen würden?
Weitere Beiträge zum Thema: