Aufstehen gegen Rassismus

Aufstehen gegen Rassismus

„Wir alle kennen das: In der Diskussion mit Arbeitskolleg*innen, dem Gespräch mit der Tante oder beim Grillen mit dem Sportverein fallen Sprüche, die uns die Sprache verschlagen. Später ärgern wir uns, denken, da hätten wir gerne den Mund aufgemacht, widersprochen, die rechten Parolen nicht einfach so stehen gelassen. Hier wollen wir ansetzen und Menschen in die Lage versetzen, die Schrecksekunde zu überwinden, Position zu beziehen und deutlich zu machen: Das nehmen wir nicht länger hin!“

Kurzinfo

  • Aktiv seit 2016
  • Vertiefende Literatur:
    „Was weiße Menschen jetzt tun können“ von Emma Dabiri

Meine Ausbildung zur Stammtischkämpferin

Ja, diese Sprachlosigkeit kenne ich. So habe ich mich zum Hamburger Curio-Haus aufgemacht, um mich, in einem eintägigen Seminar, zur sogenannten Stammtischkämpfer*in ausbilden zu lassen, organisiert von dem Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“.

Das Curio-Haus

ist übrigens ein sehr passender, historischer Ort, da hier die sogenannten Curiohaus-Prozesse stattfanden. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden in dem ansässigen Gericht, ca. 500 Aufseher*innen und Leiter norddeutscher KZs, von einem britischen Militärgericht verurteilt.

Das Seminar

Ein zentrales Thema war typische Gesprächsmuster zu erkennen, die rassistische Menschen gern nutzen, wie Verallgemeinerungen, Relativierungen und das wilde Durcheinanderwerfen unterschiedlicher Themen.
Wild wurde es dann auch, als wir uns immer wieder zu zweit zusammen gefunden haben und eine*r auf derartige krude Thesen antworten sollte. Ich fühlte mich hier, wie schon bekannt, oft blockiert. Die neuen Infos und passenden Reaktionen, noch nicht parat.

In der Täterinnen-Rolle dann, im Rahmen eines kleinen Rollenspiels, die Erfahrung: Wow, das ist jetzt aber viel leichter und fühlt sich auch ganz schön machtvoll an. Empört sein, ein Opfer finden und hier allen Stress und Ohnmacht ablassen. Gut dies zu spüren und so auch besser zu verstehen, aber auch ein wenig erschreckend, wie leicht und nah mir dieses Verhalten doch ist.

Ein Flyer von "Aufstehen gegen Rassismus" mit einer Grafik von Björn Höcke und dem Schriftzug: Björn Höcke ist ein Nazi
Quelle: Aufstehen gegen Rassismus

Mein Fazit

Gut aufbereitet und vermittelt, sehr wertvoll, um rassistische Gesprächsstrategien zu erkennen und adäquate Reaktionen zu erlernen, die vielleicht helfen können, die schweigende Mehrheit zu überzeugen oder auch Postuliertes nicht einfach unwidersprochen stehen zu lassen. Aber: Als wirkliche Stammtischkämpferin fühle ich mich noch nicht. Dafür bedarf es noch einer vertiefenden Auseinandersetzung.
Auch das Thema, eigene rassistische Strukturen und Verhaltensweisen erkennen, kam mir zu kurz. Denn einem „Opfer“ beizustehen, schließt nicht aus, ihn*sie ebenfalls herabzuwürdigen. Was spielt mein eigenes „weiß“-sein für eine Rolle (siehe hierzu auch die Buchempfehlung, Infobox)?

Aufstehen gegen Rassismus

ist ein breites, bundesweites Bündnis, welches sich vor allem gegen die Agitation und Ausbreitung der AfD stellt. Neben den Stammtischkämpfer*innen werden beispielsweise auch Trainings zu Verschwörungstheorien und antifeministische Parolen angeboten. Die Verbreitung von AfD-Propaganda wird aber auch direkt gestört. Etwa durch das Besuchen von AfD-Ständen, Einsammeln von Infomaterial, um es dann weg zu werfen 🙂

Für Einzelpersonen sind alle Seminare kostenfrei. „Aufstehen gegen Rassismus“ finanziert sich ausschließlich über Spenden und mittels Beiträgen, die es aus Workshops für Unternehmen generiert werden. Also gern einen für euch passenden Beitrag leisten.

Hier ein Beitrag zum Thema Volksentscheide

Hier ein Beitrag zu glitch, einem queerfeministischen Buchladen in München